Wovon lebt Kreativität? Was macht sie aus?

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Was macht Kreativität eigentlich aus? Wovon nährt sie sich? Diese Frage stelle ich mir immer mal wieder neu und die allgemeingültigste Antwort ist wahrscheinlich diese: Offenheit, Offenheit, Offenheit. Aber was kommt dann? Was ist da noch? Wodurch lässt sich Kreativität inspirieren? Was entfacht sie?

Kreativität lebt von Freiheit

Keine Frage, je freier wir sind, desto kreativer können wir uns auslassen. Wenn unser Denken nicht eingeschränkt ist, sehen wir viel mehr Möglichkeiten und schöpfen im Vollen aus unserem Inneren. In diesem Zusammenhang muss ich sofort an die Künstlerinnen und Künstler des Expressionismus denken. Was für eine enorme Ausdruckskraft in ihren Werken strahlt! Sie wussten, wie sie sich das großartige Potential absoluter innerer Freiheit zunutze machen konnten und so flossen diese so wirkungsvollen Bilder geradezu aus ihnen heraus.

Jeder Kreative hat andere Rituale und Methoden, um in den Flow zu kommen. Meditation ist eine wunderbare Möglichkeit, den Geist zu leeren und in einen Zustand zu kommen, in dem man tief mit sich selbst verbunden ist. Manche Naturvölker tanzen sich erst in Trance, bevor sie sich vor eine Leinwand stellen (oder einen Fels bemalen). Bei vielen Menschen funktionieren ausgiebige Spaziergänge in der Natur ausgezeichnet, um Inspiration und Muße zu finden. Manchmal ist es aber auch der kreative Akt selbst, durch den sich das Gefühl der Freiheit in uns einstellt. Egal ob erst Freiheit und dann Kreativität oder andersherum, beide sind untrennbar miteinander verbunden.

Kreativität lebt von Spontanität

Spontan aus dem Moment heraus etwas zu erschaffen, intuitiv ganz aus dem Jetzt heraus – das ist möglich und kann eine ungeheuer kreative Wirkung haben. Spontanität funktionert am besten, wenn wir ganz bei uns und mit unserem Inneren verbunden sind. Das was dann geschieht oder zu Tage kommt, ist der pureste Ausdruck unseres Selbst: ein Spiegel unserer Seele.

Spontanität ist kein Produkt des Geistes sondern geschieht aus dem innersten Impuls heraus. In dem Moment, wo wir über etwas nachdenken, es bewerten oder in eine Schublade stecken wollen, ist der flüchtige Moment der Spontanität bereits verflogen. Spontanität und Freiheit sind natürlich bestens befreundet. Zusammen können sie wahre Wunder der Kreativität bewirken! Spontanität paart sich auch gut mit der Einzigartigkeit, die sie allzu oft mit einer Leichtigkeit hervorbringt, die jede Feder im Vergleich schwer wie einen Stein erscheinen lassen würde.

Kreativität lebt von Reflektion

Wenn Monty Python neue Ideen hat, sitzt er erst einmal sechs Tage mit ihnen und sinniert darüber, ohne diesbezüglich auch nur einen Finger zu krümmen. Er lässt seiner Idee bewusst Raum und Zeit zum Wachsen und Reifen – eine sehr gesunde und natürliche Einstellung, wie ich finde. Mit der eigenen Idee sofort loszurennen und sie so schnell wie möglich umsetzen zu wollen, ist ein allzu menschlicher Impuls, besonders wenn man sich gerade im kraftvollen Schwung der anfänglichen Begeisterungsphase befindet. Aber bekanntermaßen liegt in der Ruhe viel mehr Kraft als in der Impulsivität… also wenn wir unseren Ideen etwas Gutes tun wollen, dann lautet das Motto: Alles hat seine Zeit!

Oftmals müssen sich die Zahnräder im großen Ganzen erst einmal etwas bewegen, bevor die neu geborene Idee gut in das Gefüge passt. Wir reden beispielsweise mit Menschen aus unserem Umfeld darüber, die eine ganz neue Perspektive einbringen und dir vielleicht mit einer Bemerkung den Input geben, der deine Idee noch bereichender für alle Beteiligten macht. Oder Umstände ändern sich plötzlich, die genau diese Idee als Lösung für ein Problem erforderlich machen. Wenn du gleich zur Umsetzung losrennst, ist das meistens mühseliger und mit Widerständen verbunden. Arbeite nicht an deinen Ideen, LASS sie zu dir kommen und reifen. Dies ist zumindest der leichtere Weg.

Kreativität lebt von Vertrauen

Vertrauen ist ein wichtiger Grundstein für unsere Kreativität – und zwar ganz besonders in Sinne des Selbstvertrauens. Wir folgen in unserem kreativen Schaffensprozess unseren einzelnen Schritten und vertrauen auf unsere Fähigkeiten, aber natürlich auch dem Prozess der Kreativität an sich. Kommen wir an einen Punkt, an dem es plötzlich nicht weitergeht, erfordert das Vertrauen, welches uns in dem Moment belohnt wird, in dem sich uns der nächste Schritt offenbart.

Vertrauen ist wahrscheinlich der nach Außen hin am wenigsten sichtbare Aspekt in Bezug auf Kreativität, aber gleichzeitig auch der, der alles zusammenhält und eine solide Grundlage für unsere sich immer weiter ausdehnende Schaffenskraft bildet. Sowohl unsere Beziehung zur Kreativität als auch zu uns selbst werden durch das bejahende Element des Vertrauens gestärkt und genährt.

Kreativität lebt von Überraschung

Mit der Kreativität ist es ein bisschen so wie mit dem Humor. In einem Witz kommt die Pointe oft mit einem Überraschungseffekt daher – dieser funktioniert beim Publikum so gut, dass alle laut loslachen. Dabei ist es egal, ob das Gesagte im eigentlichen Sinne lustig ist, denn der Aspekt des Unerwarteten hat hier den wirkungsvollen Effekt und sorgt für den bahnbrechenden Erfolg.

Wenn im kreativen Schaffensprozess etwas Unvermutetes passiert, bringt uns das normalerweise für einen Moment völlig aus dem, was wir gerade taten und plötzlich ist alles anders und neu. Das kann ein Glas Wasser sein, das aus Versehen umfällt und sich über die Farben auf einer Leinwand entleert. Im ersten Moment mögen wir Überraschungen nicht immer, das ist okay. Aber oft (um nicht zu sagen, sehr oft) sind sie doch der Beginn für etwas Neues, Großartiges, Innovatives, auf das wir ohne sie nicht gekommen wären. Die Farben vermischen sich beispielsweise auf eine Art und Weise, die uns selbst nie eingefallen wäre. Wenn es uns gelingt, diese Überraschungen als Geschenke anzunehmen und sie bewusst als Teil unserer eigenen Kreation zu sehen, dann macht das unsere Kunst und uns selbst stärker.

Kreativität lebt von Veränderung

Kreativität fragt immer nach etwas Neuem – sie liebt die Innovation! Und diese geht natürlich mit Veränderungen einher. Das Altbekannte muss losgelassen werden, damit Neues entstehen kann. Manchmal ist das hart für uns und weit jenseits unserer Komfortzone. In diesem Fall ist es ratsam, sanft und verständnisvoll mit sich selbst umzugehen. Inneren Widerständen mit Widerstand zu begegnen, bringt rein gar nichts.

Wenn es uns gelingt, in unserer Kreativität Veränderungen zuzulassen, schenkt uns das viel Potential für neue Möglichkeiten. Wenn wir mit Umständen oder Situationen flexibel umgehen können, ist das Leben samt seinen Herausforderungen um einiges leichter. Es ist ähnlich wie mit der Überraschung, nur dass diese eben unvorhergesehen bzw. abrupt kommt und Veränderungen sich meist über einen längeren Zeitraum ankündigen. Wir können im Kampf gegen sie auf der Stelle treten oder uns mit ihnen weiterentwickeln. Wir können voller Anstrengung gegen den Strom des Lebens rudern oder uns mit ihm treiben lassen und die Aussicht genießen.

Kreativität lebt von Einzigartigkeit

Aus Sicht der Kreativität ist das nie zuvor Dagewesene immer eine absolute Bereicherung. Der kreative Schaffensprozess wird geradezu beflügelt von Einzigartigkeit. Wir alle sind einzigartig – alle 7,8 Milliarden Menschen auf dieser Welt, und wir alle erschaffen in unserem Leben im Kleinen oder Großen Einzigartiges. Was für eine Fülle und was für ein Potential!

Der Zauber der Einzigartigkeit liegt darin, dass wir allein schon in unserer Wahrnehmung etwas als einzigartig erschaffen können. Die bereits erwähnte Spontanität erschafft oft geniale Einzigartigkeit – ganz ohne Plan und Absicht erzielt sie damit Ergebnisse, die in ihrer Wirkung des Neuen bzw. nie zuvor Gesehenen von Natur aus faszinierend sind.

Kreativität lebt von Bewusstsein

Und letztendlich lebt Kreativität natürlich von Bewusstsein. Wie können wir bewusst mit unseren Ideen umgehen? Nicht jede Idee, die wir haben, wird es in die physische Welt schaffen – das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist die Balance zwischen dem geistigen Schaffensprozess und unseren physischen Aktionen. Wenn es Zeit ist zu handeln, dann sollten wir handeln. Wenn die Zeit nicht reif ist, sollten wir es lassen. Die innere Intuition gepaart mit dem folgenden Drei-Phasen-Modell der Kreativität ist da der beste Wegweiser.

Die drei Phasen der Kreativität

Wenn man Kreativität ganzheitlich betrachtet, besteht sie aus drei Phasen. Wenn uns eine tolle neue Idee kommt, setzen unsere Begeisterung und kreative Geisteskraft ganz viel Energie frei (Phase 1). Diese sogenannte Vision ist plötzlich innerhalb einer Nanosekunde da und wir haben ein Bild vor Augen, wie sie aussehen und was sie für eine großartige Wirkung haben könnte. Alles geht ganz schnell, alles spielt sich im Geist ab. Nachdem die Idee reifen konnte (Phase 2, siehe auch Kapitel „Kreativität lebt von Reflektion“), können wir unsere Vision Schritt für Schritt mit sinnvollen Handlungen umsetzen und sie sozusagen aus der Ideenwelt heraus auf die Erde bringen (Phase 3). Ein positiver Fokus und Flexibilität sind in dieser doch oft arbeitsreichen Phase von großem Vorteil, um im kreativen Flow zu bleiben. Wir bewegen uns inzwischen auf einer Detailebene, die viel Aufmerksamkeit, Zeit und hingebungsvolle Pflege erfordert.

Blinder Aktionismus

Unzählige Ideen werden durch mangelndes Bewusstsein zwar in ihrer Umsetzung begonnen, aber tatsächlich nie bis zum Ende in die Tat umgesetzt. Meistens geschieht das Folgende: Nach Phase 1 rennen wir sofort los, lassen Phase 2 komplett aus und beginnen ohne Plan und Struktur mit Phase 3. Es versteht sich von selbst, dass diese Ideen in der Regel zum Scheitern verurteilt sind, weil wir merken, dass sie nicht funktionieren oder wir in einer Sackgasse gelandet sind. Unsere Idee hatte keine Gelegenheit für Wachstum und Integration.

Bewusster mit Ideen umgehen

Beim Umgang mit unseren Ideen ist das Drei-Phasen-Modell der Kreativität ein hilfreicher Aspekt, der uns Orientierung bei der Abwägung geben kann, ob wir diese umsetzen wollen oder nicht. Anstatt blind loszulaufen und planlos zu agieren, betrachten wir unsere Idee im Licht der drei Phasen und entwickeln Bewusstsein und gedanklichen Raum für immer mehr Details. Wir bereiten uns mental auf die einzelnen Schritte der Umsetzung vor – in dem Wissen, dass diese flexibel sein und sich veränderten Umständen anpassen können. Und natürlich auch immer Raum für Sponanität, Überraschung und all die anderen bereits erwähnten Aspekte bleibt.

Also sind wir tatsächlich ganz zum Schluss wieder bei der Offenheit gelandet – denn sie vereint das ganze farbenfrohe Spektrum der Kreativtät am besten in einem Wort. Und mit dieser offenen Einstellung steht einer erfolgreichen Ideeumsetzung nun nichts mehr im Wege – viel Spaß und gutes Gelingen!