Sieben alternative Weltwunder, um dem Fernweh entgegenzuwirken

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Wir befinden uns seit Monaten im Lockdown, es ist plötzlich tiefster Winter in Deutschland und demzufolge nun höchste Zeit, mal etwas in Reiseerinnerungen zu schwelgen und alte Bilder hervorzuholen… Als ich neulich mal wieder über die Sieben Weltwunder der Antike stieß, fragte ich mich, welche der von mir bereisten Orte der Welt eigentlich zu meinen persönlichen Reisewundern zählen. Ich habe bei Weitem nicht die ganze Welt gesehen, um mir ein objektives Urteil erlauben zu können, aber meine ganz subjektiven Lieblingsorte aus 40 Lebensjahren haben sich schnell herauskristallisiert:

Die Äußeren Hebriden – Schottland

Wer denkt schon, dass er weiße Sandstrände und ein türkisfarbenes Meer mitten im rauen Nordatlanktik vorfinden würde? Ich jedenfalls nicht und so war die Überraschung umso größer! Faszinierende Mondlandschaften, charmante Menschen, fantastisches Essen – der Weg raus mit der Fähre lohnt sich, hier entdeckt man ungewöhnliche Orte der Abgeschiedenheit. So abgeschieden, dass die Straßen auf den Äußeren Hebriden größtenteils für beide Richtungen einspurig sind und man sich mit seinem näherkommenden Gegenüber per Telepathie einig sein muss, wer fährt und wer wartet. Das klappt überraschenderweise ausgesprochen gut.


Dierhagen, Ostsee – Deutschland

Ein kleiner Ort auf dem Darß mit einem tollen Strand und wunderschönen Kieferwäldern hinter den Dünen. Die Stimmung hier ist immer anders und zu jeder Jahreszeit besonders. Und die Steine sind voller Inspiration… 😉


Fraser Island, Queensland – Australien

Die größte Sandinsel der Welt und ein Paradies für Naturliebende. Hier geht der Highway direkt auf dem Strand am stets wellenschlagenden Pazifik entlang. Auf Fraser Island gibt es alles, was ich an der Natur in Australien besonders mag: einen türkisfarbenen Ozean, eine Sandwüste, Krabben, die Tausende von lustigen Sandkugeln hinterlassen, jede Menge Sonnenschein, kunstvolle Sandstrukturen, Dingos, Delfine, Wale, niedliche kleine Vögel…


Lake Mungo, New South Wales – Australien

Ein Ort, zu dem es mich bereits fünf Mal zog und immer war es anders. Außergewöhnliche Landschaften und eher eine Quelle für Spiritualität als der klassische Erholgsurlaub am Strand. Denn auch wenn der Name es verheißen mag: Lake Mungo hat nichts mit Wasser zu tun – es handelt sich um einen ausgetrockneten See mitten in der Wüste Australiens. Hier kann man Wildnis und Natur pur erleben, auf den Spuren der Aborigines wandeln, sich wunderbar mit sich selbst verbinden und das alles stets begleitet vom Wüstenwind… 🙂


Lissabon – Portugal

Wow, was für eine Lebensfreude diese Stadt ausstrahlt! Und dieses besondere Licht erschafft eine ganz eigene Atmosphäre, die alles noch intensiver strahlen lässt. In Lissabon wird großen Wert auf gutes Handwerk gelegt: Egal ob Essen, Kunst, Design oder Architektur – was die Menschen hier anbieten oder erschaffen, tun sie in höchstem Niveau.


Süd-Ari-Atoll – Malediven

Der Blick von oben aus dem Flugzeug auf die ganze Inselgruppe mit ihren über 1.000 Inseln ist es die lange Anreise sowas von wert! Der Sand leuchtet in runden oder länglichen Formen weiß, umgeben von den türkisfarbenen Streifen der Lagunen, die dann in die dunkelblaue Weite des Indischen Ozeans übergehen… ein geniales Farbspiel und ein faszinierendes Naturwerk – das hätte kein Künstler der Welt besser hinkriegen können!


Uluru/Kata Tjuta National Park, Northern Territory – Australien

Ach ja, rote Wüsten… für mich die ultimative Exotik! Und was diesen Ort so besonders macht, ist die Anwesenheit der Anangu, die hier zu Hause sind. Sowohl Uluru als auch Kata Tjuta strahlen eine ungewöhnliche Präsenz aus, durch die man wirklich das Gefühl hat, auf Traumpfaden zu wandeln und sich auf einer sehr tiefen Ebene mit der Natur zu verbinden.


Fazit

Okay, meine Vorliebe für türkisfarbene Meere und roten Wüsten ist mehr als offensichtlich… 😉 Und aus dem dritten Punkt mache ich auch keinen Hehl, auch wenn es auf den Bildern nicht herüberkommt: gutes Essen!

Ansonsten komme ich mir jetzt, wo der Beitrag fertig ist, gerade vor, als wäre ich wirklich einmal um die ganze Welt gereist und nochmal an diesen Orten gewesen… hätte in einer Maledivischen Lagune gebadet, mir den Ostseewind um die Nase wehen lassen, den Zikaden in der australischen Wüste gelauscht, in Schottland den besten Porridge der Welt gegessen oder wäre mit der Tram durch die Altstadt von Lissabon getuckelt… und das alles mitten im Lockdown!

Eins ist klar: Reisen kann man auch in der Erinnerung – so lange, bis es wieder losgeht! 😀

Sterne, Puzzleteile und Pralinenschachteln: Lebensbilder und ihre Wirkung

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Der Sternenhimmel fasziniert uns Menschen seit Urzeiten. Hier von der Erde aus hängt seine Erscheinung interessanterweise davon ab, wo wir uns gerade befinden und was um uns herum ist. Er strahlt am meisten von Orten aus, die wenig besiedelt sind und kein bzw. wenig künstlich erzeugtes Licht aufweisen. Meine hellsten Sternenhimmel-Momente hatte ich bisher an der Ostsee, im Outback von Australien und auf einer kleinen Insel der Malediven mitten im Indischen Ozean. Die Milchstraße ergoss sich jedes Mal in atemberaubender Intensität und ich konnte mich gar nicht daran satt sehen.

In letzter Zeit denke ich öfter über Lebensbilder nach und wie sie unser Denken, unser Bewusstsein und demzufolge auch unsere Realität beeinflussen. Wenn ich von Lebensbildern spreche, meine ich damit weder die sehr intellektuell ausgerichtete Lebensphilosophie oder die Ansichten der Religionen, sondern einfach bestimmte Symbole, die unser Verständnis vom komplexen Prozess des Lebens in einer gewissen Leichtigkeit und Einfachheit widerspiegeln. Das beste Beispiel dafür ist allen Filmfans bestimmt bestens aus Forrest Gump bekannt: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt.“

Unsere Auffassungen über das Leben beeinflussen uns mehr, als den meisten von uns bewusst ist, und visuelle Symbole funktionieren oft besonders stark. Die Pralinenschachtel birgt viel Raum für Offenheit, im Nachsatz schwingt allerdings auch die Tendenz zur Unsicherheit bzw. eine gewisse negative Erwartung mit. Das Leben ist ungewiss. Würde es heißen „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – in jedem Stück verbirgt sich eine neue Überraschung“, strahlt dies eher Neugier und eine gewisse positive Erwartung aus. Das Leben wird in seiner Vielfalt gefeiert.

Vollkommenheit im Jetzt

Für mich war das Leben bisher ein Puzzlespiel – bis ich erkannte, dass ein Puzzlespiel zwar Spaß macht, aber durchaus seine Grenzen hat. Ein Puzzle ist etwas in sich Abgeschlossenes und ergibt irgendwann einen Sinn bzw. ein Bild. Aber die Betonung liegt auf irgendwann – nämlich dann, wenn es fertiggestellt und vollständig ist. Es ist nicht vollkommen, wenn es nicht vollendet ist bzw. die Teile noch unsortiert und chaotisch herumliegen. Es muss nach den Regeln einer klaren, aber unflexiblen Struktur gespielt werden: Sowohl in Bezug auf seine Form als auch sein Aussehen muss das Puzzleteil an eine bestimmte Stelle und kann nicht einfach irgendwo angelegt werden. Für den Geist ist das Spiel mit der Genauigkeit durchaus eine schöne und nährende Herausforderung, aber als Lebensbild fehlt dem Puzzlespiel für meinen Geschmack auf jeden Fall der Raum für Freiheit.

Als Menschen möchten wir uns weiterentwickeln, uns aber gleichzeitig auch so akzeptieren (soll heißen: als vollkommen sehen), wie wir jetzt gerade in diesem Moment sind. Was wäre da als Lebensbild geeigneter als der grenzenlos strahlende, sich stetig in Bewegung befindende Sternenhimmel über uns?

Ein Stern ist ein Stern. Von unserem Standpunkt aus ist er ein Punkt am großen Firmament, der den Sternenhimmel noch ein klein wenig mehr erstrahlen lässt. Und jeder neue Stern an unserem Lebenshimmel lässt uns noch heller erstrahlen – jede Einsicht, jede Erkenntnis, jeder Aha-Moment. Jede Begegnung, jede Erfahrung, jedes Jahr, jeder Tag, jede Stunde. Ein Stern muss nicht an eine bestimmte Stelle passen – er hat das große unendliche Universum zur Auswahl und kann frei und voller Leichtigkeit entscheiden, wo er erstrahlt. Er bringt Licht und strahlt so lange wie er strahlt, bevor er zu einer Sternschnuppe wird und wir uns von der Erde aus in einem flüchtigen Moment genau an ihm erfreuen. Ihm geht es nicht um Vollendung, denn der Sternenhimmel ist bereits in jedem Moment vollkommen, so wie er ist – ob mit oder ohne einen neuen Stern.

Der Sinn des Lebens

Das Bild muss auch keinen Sinn ergeben, der Sternenhimmel ist einfach nur schön. Und dem Leben eine Sinnhaftigkeit abzuverlangen, ist im Grunde sinnlos (schönes Wortspiel, oder? 😉 ), denn das Leben IST einfach da und verlangt nach keinem Sinn. Halten wir es mit dem Leben doch wie mit dem Sternenhimmel: Es ist einfach nur schön. Und im Gegensatz zu dem Puzzle, das ein fest vorgegebenes Ergebnis sowie ein Endziel hat, dehnt sich das Universum immer weiter aus – und zwar frei von jeder Vorgabe und Struktur. Flexibilität und Offenheit sind auch im Hinblick auf unser Denken und unsere Erwartungen an das Leben eine gesunde Einstellung und machen es uns tatsächlich um einiges leichter.

Der Sternenhimmel ist nichts in sich Abgeschlossenes – er ist das komplette Gegenteil: Mehr an Unendlichkeit geht nicht (ups, ein Paradox 😉 ). Und wenn wir auch unser Leben so betrachten, dann schwingt es auf der selben Ebene wie das Universum und wir gewinnen dabei enorm an Bewusstsein und öffnen uns seinen unendlichen Möglichkeiten. Und genau darum geht es doch, oder?

Also, in diesem Sinne:

Wovon lebt Kreativität? Was macht sie aus?

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Was macht Kreativität eigentlich aus? Wovon nährt sie sich? Diese Frage stelle ich mir immer mal wieder neu und die allgemeingültigste Antwort ist wahrscheinlich diese: Offenheit, Offenheit, Offenheit. Aber was kommt dann? Was ist da noch? Wodurch lässt sich Kreativität inspirieren? Was entfacht sie?

Kreativität lebt von Freiheit

Keine Frage, je freier wir sind, desto kreativer können wir uns auslassen. Wenn unser Denken nicht eingeschränkt ist, sehen wir viel mehr Möglichkeiten und schöpfen im Vollen aus unserem Inneren. In diesem Zusammenhang muss ich sofort an die Künstlerinnen und Künstler des Expressionismus denken. Was für eine enorme Ausdruckskraft in ihren Werken strahlt! Sie wussten, wie sie sich das großartige Potential absoluter innerer Freiheit zunutze machen konnten und so flossen diese so wirkungsvollen Bilder geradezu aus ihnen heraus.

Jeder Kreative hat andere Rituale und Methoden, um in den Flow zu kommen. Meditation ist eine wunderbare Möglichkeit, den Geist zu leeren und in einen Zustand zu kommen, in dem man tief mit sich selbst verbunden ist. Manche Naturvölker tanzen sich erst in Trance, bevor sie sich vor eine Leinwand stellen (oder einen Fels bemalen). Bei vielen Menschen funktionieren ausgiebige Spaziergänge in der Natur ausgezeichnet, um Inspiration und Muße zu finden. Manchmal ist es aber auch der kreative Akt selbst, durch den sich das Gefühl der Freiheit in uns einstellt. Egal ob erst Freiheit und dann Kreativität oder andersherum, beide sind untrennbar miteinander verbunden.

Kreativität lebt von Spontanität

Spontan aus dem Moment heraus etwas zu erschaffen, intuitiv ganz aus dem Jetzt heraus – das ist möglich und kann eine ungeheuer kreative Wirkung haben. Spontanität funktionert am besten, wenn wir ganz bei uns und mit unserem Inneren verbunden sind. Das was dann geschieht oder zu Tage kommt, ist der pureste Ausdruck unseres Selbst: ein Spiegel unserer Seele.

Spontanität ist kein Produkt des Geistes sondern geschieht aus dem innersten Impuls heraus. In dem Moment, wo wir über etwas nachdenken, es bewerten oder in eine Schublade stecken wollen, ist der flüchtige Moment der Spontanität bereits verflogen. Spontanität und Freiheit sind natürlich bestens befreundet. Zusammen können sie wahre Wunder der Kreativität bewirken! Spontanität paart sich auch gut mit der Einzigartigkeit, die sie allzu oft mit einer Leichtigkeit hervorbringt, die jede Feder im Vergleich schwer wie einen Stein erscheinen lassen würde.

Kreativität lebt von Reflektion

Wenn Monty Python neue Ideen hat, sitzt er erst einmal sechs Tage mit ihnen und sinniert darüber, ohne diesbezüglich auch nur einen Finger zu krümmen. Er lässt seiner Idee bewusst Raum und Zeit zum Wachsen und Reifen – eine sehr gesunde und natürliche Einstellung, wie ich finde. Mit der eigenen Idee sofort loszurennen und sie so schnell wie möglich umsetzen zu wollen, ist ein allzu menschlicher Impuls, besonders wenn man sich gerade im kraftvollen Schwung der anfänglichen Begeisterungsphase befindet. Aber bekanntermaßen liegt in der Ruhe viel mehr Kraft als in der Impulsivität… also wenn wir unseren Ideen etwas Gutes tun wollen, dann lautet das Motto: Alles hat seine Zeit!

Oftmals müssen sich die Zahnräder im großen Ganzen erst einmal etwas bewegen, bevor die neu geborene Idee gut in das Gefüge passt. Wir reden beispielsweise mit Menschen aus unserem Umfeld darüber, die eine ganz neue Perspektive einbringen und dir vielleicht mit einer Bemerkung den Input geben, der deine Idee noch bereichender für alle Beteiligten macht. Oder Umstände ändern sich plötzlich, die genau diese Idee als Lösung für ein Problem erforderlich machen. Wenn du gleich zur Umsetzung losrennst, ist das meistens mühseliger und mit Widerständen verbunden. Arbeite nicht an deinen Ideen, LASS sie zu dir kommen und reifen. Dies ist zumindest der leichtere Weg.

Kreativität lebt von Vertrauen

Vertrauen ist ein wichtiger Grundstein für unsere Kreativität – und zwar ganz besonders in Sinne des Selbstvertrauens. Wir folgen in unserem kreativen Schaffensprozess unseren einzelnen Schritten und vertrauen auf unsere Fähigkeiten, aber natürlich auch dem Prozess der Kreativität an sich. Kommen wir an einen Punkt, an dem es plötzlich nicht weitergeht, erfordert das Vertrauen, welches uns in dem Moment belohnt wird, in dem sich uns der nächste Schritt offenbart.

Vertrauen ist wahrscheinlich der nach Außen hin am wenigsten sichtbare Aspekt in Bezug auf Kreativität, aber gleichzeitig auch der, der alles zusammenhält und eine solide Grundlage für unsere sich immer weiter ausdehnende Schaffenskraft bildet. Sowohl unsere Beziehung zur Kreativität als auch zu uns selbst werden durch das bejahende Element des Vertrauens gestärkt und genährt.

Kreativität lebt von Überraschung

Mit der Kreativität ist es ein bisschen so wie mit dem Humor. In einem Witz kommt die Pointe oft mit einem Überraschungseffekt daher – dieser funktioniert beim Publikum so gut, dass alle laut loslachen. Dabei ist es egal, ob das Gesagte im eigentlichen Sinne lustig ist, denn der Aspekt des Unerwarteten hat hier den wirkungsvollen Effekt und sorgt für den bahnbrechenden Erfolg.

Wenn im kreativen Schaffensprozess etwas Unvermutetes passiert, bringt uns das normalerweise für einen Moment völlig aus dem, was wir gerade taten und plötzlich ist alles anders und neu. Das kann ein Glas Wasser sein, das aus Versehen umfällt und sich über die Farben auf einer Leinwand entleert. Im ersten Moment mögen wir Überraschungen nicht immer, das ist okay. Aber oft (um nicht zu sagen, sehr oft) sind sie doch der Beginn für etwas Neues, Großartiges, Innovatives, auf das wir ohne sie nicht gekommen wären. Die Farben vermischen sich beispielsweise auf eine Art und Weise, die uns selbst nie eingefallen wäre. Wenn es uns gelingt, diese Überraschungen als Geschenke anzunehmen und sie bewusst als Teil unserer eigenen Kreation zu sehen, dann macht das unsere Kunst und uns selbst stärker.

Kreativität lebt von Veränderung

Kreativität fragt immer nach etwas Neuem – sie liebt die Innovation! Und diese geht natürlich mit Veränderungen einher. Das Altbekannte muss losgelassen werden, damit Neues entstehen kann. Manchmal ist das hart für uns und weit jenseits unserer Komfortzone. In diesem Fall ist es ratsam, sanft und verständnisvoll mit sich selbst umzugehen. Inneren Widerständen mit Widerstand zu begegnen, bringt rein gar nichts.

Wenn es uns gelingt, in unserer Kreativität Veränderungen zuzulassen, schenkt uns das viel Potential für neue Möglichkeiten. Wenn wir mit Umständen oder Situationen flexibel umgehen können, ist das Leben samt seinen Herausforderungen um einiges leichter. Es ist ähnlich wie mit der Überraschung, nur dass diese eben unvorhergesehen bzw. abrupt kommt und Veränderungen sich meist über einen längeren Zeitraum ankündigen. Wir können im Kampf gegen sie auf der Stelle treten oder uns mit ihnen weiterentwickeln. Wir können voller Anstrengung gegen den Strom des Lebens rudern oder uns mit ihm treiben lassen und die Aussicht genießen.

Kreativität lebt von Einzigartigkeit

Aus Sicht der Kreativität ist das nie zuvor Dagewesene immer eine absolute Bereicherung. Der kreative Schaffensprozess wird geradezu beflügelt von Einzigartigkeit. Wir alle sind einzigartig – alle 7,8 Milliarden Menschen auf dieser Welt, und wir alle erschaffen in unserem Leben im Kleinen oder Großen Einzigartiges. Was für eine Fülle und was für ein Potential!

Der Zauber der Einzigartigkeit liegt darin, dass wir allein schon in unserer Wahrnehmung etwas als einzigartig erschaffen können. Die bereits erwähnte Spontanität erschafft oft geniale Einzigartigkeit – ganz ohne Plan und Absicht erzielt sie damit Ergebnisse, die in ihrer Wirkung des Neuen bzw. nie zuvor Gesehenen von Natur aus faszinierend sind.

Kreativität lebt von Bewusstsein

Und letztendlich lebt Kreativität natürlich von Bewusstsein. Wie können wir bewusst mit unseren Ideen umgehen? Nicht jede Idee, die wir haben, wird es in die physische Welt schaffen – das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist die Balance zwischen dem geistigen Schaffensprozess und unseren physischen Aktionen. Wenn es Zeit ist zu handeln, dann sollten wir handeln. Wenn die Zeit nicht reif ist, sollten wir es lassen. Die innere Intuition gepaart mit dem folgenden Drei-Phasen-Modell der Kreativität ist da der beste Wegweiser.

Die drei Phasen der Kreativität

Wenn man Kreativität ganzheitlich betrachtet, besteht sie aus drei Phasen. Wenn uns eine tolle neue Idee kommt, setzen unsere Begeisterung und kreative Geisteskraft ganz viel Energie frei (Phase 1). Diese sogenannte Vision ist plötzlich innerhalb einer Nanosekunde da und wir haben ein Bild vor Augen, wie sie aussehen und was sie für eine großartige Wirkung haben könnte. Alles geht ganz schnell, alles spielt sich im Geist ab. Nachdem die Idee reifen konnte (Phase 2, siehe auch Kapitel „Kreativität lebt von Reflektion“), können wir unsere Vision Schritt für Schritt mit sinnvollen Handlungen umsetzen und sie sozusagen aus der Ideenwelt heraus auf die Erde bringen (Phase 3). Ein positiver Fokus und Flexibilität sind in dieser doch oft arbeitsreichen Phase von großem Vorteil, um im kreativen Flow zu bleiben. Wir bewegen uns inzwischen auf einer Detailebene, die viel Aufmerksamkeit, Zeit und hingebungsvolle Pflege erfordert.

Blinder Aktionismus

Unzählige Ideen werden durch mangelndes Bewusstsein zwar in ihrer Umsetzung begonnen, aber tatsächlich nie bis zum Ende in die Tat umgesetzt. Meistens geschieht das Folgende: Nach Phase 1 rennen wir sofort los, lassen Phase 2 komplett aus und beginnen ohne Plan und Struktur mit Phase 3. Es versteht sich von selbst, dass diese Ideen in der Regel zum Scheitern verurteilt sind, weil wir merken, dass sie nicht funktionieren oder wir in einer Sackgasse gelandet sind. Unsere Idee hatte keine Gelegenheit für Wachstum und Integration.

Bewusster mit Ideen umgehen

Beim Umgang mit unseren Ideen ist das Drei-Phasen-Modell der Kreativität ein hilfreicher Aspekt, der uns Orientierung bei der Abwägung geben kann, ob wir diese umsetzen wollen oder nicht. Anstatt blind loszulaufen und planlos zu agieren, betrachten wir unsere Idee im Licht der drei Phasen und entwickeln Bewusstsein und gedanklichen Raum für immer mehr Details. Wir bereiten uns mental auf die einzelnen Schritte der Umsetzung vor – in dem Wissen, dass diese flexibel sein und sich veränderten Umständen anpassen können. Und natürlich auch immer Raum für Sponanität, Überraschung und all die anderen bereits erwähnten Aspekte bleibt.

Also sind wir tatsächlich ganz zum Schluss wieder bei der Offenheit gelandet – denn sie vereint das ganze farbenfrohe Spektrum der Kreativtät am besten in einem Wort. Und mit dieser offenen Einstellung steht einer erfolgreichen Ideeumsetzung nun nichts mehr im Wege – viel Spaß und gutes Gelingen!

Verliebt in eine Teetasse – ein Impuls für mehr Fantasie

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Ich liebe das Gefühl von Wärme. Und ich liebe Dinge, die Wärme für mich bereithalten. Ganz besonders in der winterlichen Jahreszeit. Und so kam es, wie es kommen musste: Eines Tages Anfang Februar wurde ich der Kälte um mich herum so überdrüssig, dass ich mich in meine Teetasse verliebte.

Du fragst dich, was so liebenswert an ihr ist? Oh, wo soll ich da beginnen! Sie kommt aus einer sagenumwobenen Teetassen-Dynastie. Ihre Urururgroßmutter leistete bei keiner Geringeren als Jeanne D’Arc ihre Lebensdienste ab. Das muss vielleicht aufregend gewesen sein! Und was noch bemerkenswerter ist: sie überlebte den Scheiterhaufen sogar! Dank eines neuen Herstellungsprozesses, der bei ihr als einer der ersten Anwendung gefunden und sie besonders hitzebeständig gemachte hatte. Eine legendäre Geschichte, die auf Familienfeiern auch heute noch immer gut geht! Aber auch die Großmutter meiner Teetasse soll eine verwegene Abenteurerin gewesen sein. Sie befand sich im Besitz von Michail Gorbatschow und trug mit ihrer großzügigen Wärme maßgeblich zur Beendigung des Kalten Krieges bei. Allerdings erst, nachdem sie fast den 3. Weltkrieg ausgelöst hatte. Sie konnte den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan partout nicht leiden und als sie ausgerechnet ihm vorgesetzt wurde, feuerte sie ein paar ziemlich heiße Spritzer Kaffee auf dessen Schoß. Dieser dachte natürlich prompt, es würde sich bei der Tasse um eine neue ferngesteuerte Geheimwaffe der Russen handeln…

Ich weiß, auf das Aussehen zu schauen ist oberflächlich, aber habe ich schon erwähnt, dass meine Teetasse die reinste Augenweide ist? Handgefertigt von einer großen Meisterin in einer Eleganz, auf die man nur mit Bewunderung reagieren kann. Im Inneren trägt sie diese natürlichste aller Farben – ein Innenausstatter würde sie als „ein Hauch von Edelbraun angereichert mit sanftem Steingrau und das Ganze gepaart mit etwas Muschelweiß“ beschreiben. Ein Mensch auf der Straße würde sie wahrscheinlich einfach als schlammfarben einstufen. Außen ist sie in einem Türkis bemalt, das mich an die Farbe des Meeres rund um die Malediven erinnert. Strahlend schön, hier und da kleine feine Übergänge in tiefere Töne, nur um dann wieder seichter zu werden, so wie die vielen Sandbänke im Indischen Ozean. Meine Teetasse ist ein Traumobjekt, das sich wie Urlaub anfühlt und Geschichten offenbart.

Zum Beispiel das Märchen vom Affen, der Krähe, dem Pelikan und der Riesenkrabbe. Das geht in etwa so: Es war einmal eine überdimensionale Krabbe mit riesigen Klauen, die so gefräßig war, dass sie einen vorbeifliegenden Pelikan in einem Zuge verschlingen wollte. In dem Moment flog eine Krähe mit einer Walnuss im Schnabel über den Affen hinweg, der hinter ihr stand und ihr gerade einen Streich spielen wollte, indem er sie kräftig am Schwanz zog. Wie die Geschichte ausging, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen, aber der Moment ist für immer als schwungvolle, japanisch anmutende Zeichnung in orangefarbener Tusche auf besagtem Malediven-Türkis verewigt. Gestaltet in ausdrucksstarker Leichtigkeit, kombiniert mit elegantem Frohsinn und jener eindringlichen Tiefe, für die Japans Kultur so berühmt ist. Kurzum: Meine Teetasse ist eine Zen-Tasse.

Sie schenkt mir Leere und Raum im Inneren. Als freiheitsliebender Mensch liebe ich diesen Aspekt neben den bereits erwähnten Abenteuergeschichten natürlich besonders. Meine Teetasse kann sehr wählerisch sein und lässt ganz im Sinne der Zen-Tradition nur das hinein, was ihr wirklich gut tut. Das Beste vom Besten. Wenn es Assam ist, dann nicht irgendeiner aus dem Aldi-Regal sondern nur die handverlesene Goldblatt-Variante aus dem Teehaus, die meinem Portemonnaie jeden Monat aufs Neue eine bisher ungesehene Großzügigkeit entlockt. Und wenn der Tee wirklich einmal aus Beuteln kommen muss, dann gehen stinknormale Fertig-Teebeutel im Übrigen auf gar keinen Fall, es muss wenigstens der Ferrari unter den Teebeuteln sein – du weißt schon, diese pyramidenförmige 3D-Variante aus Stoff. Aktueller Favorit ist die „Frische Australiens“ – eine Komposition aus Hibiskusblüten und Lemonmyrte, die ich neulich freudestrahlend auf meinem Wochenendeinkauf entdeckte. Belebend und auch hier wieder ein Hauch von Urlaubsgefühl. Ja, meine Teetasse liebt es, sich hin und wieder ihrem Bedürfnis nach Exotik und Extravaganz hinzugeben.

Aber es gibt noch weitere Zen-gerechte Gemeinsamkeiten, wie die Liebe zur Stille. Meine Teetasse ist ein wahrer Quell der Stille. Und sie verfügt über eine Bescheidenheit, da würde Buddha vor Neid erblassen! Sie würde sich nie aufdrängen, ist in ihrer liebevoll zugeneigten Präsenz einfach da und auch nie beleidigt, wenn ich ihr mal keine Aufmerksamkeit schenke oder sie für eine Stunde in die dunkelste Ecke des Geschirrspülers verfrachte. Das kommt übrigens sehr selten vor. Meistens wasche ich sie im Gegensatz zu all den anderen Gegenständen freiwillig mit der Hand. Ihre ganze Form und Erscheinung schmeichelt meinen Händen so sehr, dass das Halten ein absoluter Genuss ist. Eine haptische Erfahrung der Extraklasse. Meine Finger lieben es geradezu, den weich geschwungenen Henkel zu berühren. Meine Haut schmiegt sich gern an den geschmeidigen Ton, der ein so intensives Gefühl des Geerdet-Seins ausstrahlt, wie es sonst nur die Erde während eines Spaziergangs auf der Wiese vermag. Wenig verwunderlich, denn tatsächlich steckt ein Teil von ihr als Ton in dieser Tasse. Und wenn ich genauer darüber nachdenke, dann steckt nicht nur Erde in ihr, sondern auch Feuer, Wasser und Luft. Das Wasser vermischt sich mit der Erde, die Luft entfacht das Feuer – und schon sind alle vier Elemente im kreativen Tanz miteinander vereint.

Ja, meine Tasse ist eine abenteuerliebende, geschichtsträchtige, übersinnliche, traumbegleitende, tugendhafte Superheldin der Natur! Habt ihr auch so ein Exemplar zu Hause? Oder vielleicht ist es bei euch eher ein Bierkrug, Weinglas oder Kaffeepott? Und welche Geschichten fallen euch dazu ein? Lasst der Fantasie freien Lauf, das ist gut für die Kreativität! 😉